Pädagogische Arbeit
„Kinder haben von Anfang an eine eigene Persönlichkeit und sind damit menschlich und sozial kompetente Partner.“ (Jasper Juul 2011)
Dieser Kernsatz von Jasper Juul spiegelt unsere Bilder von den Kindern eindrücklich wieder und zeigt sich in unserer pädagogischen Haltung. Wir betrachten jedes Kind als einzigartige Persönlichkeit mit einem eigenen Zugang zur Welt.
Bildung
Jede pädagogische Fachkraft unseres Krippenhausteams nimmt die Kinder von Anfang an als kompetente Individuum wahr und weiß, dass sie mit einer individuellen Veranlagung auf die Welt kommen.
Direkt nach der Geburt ist ein Kind begestrebt, die Welt zu entdecken und zu verstehen. Kinder sind von Natur aus neugierig. Im Alltag probieren und experimentieren sie viel. Ein Kind ist somit ein aktiver Akteur seines Lernens. Jedes Kind hat dabei sein eigenes Tempo und entwickelt sich unterschiedlich. Für uns als pädagogische Fachkräfte bedeutet es, dass wir sie aktiv im Tagesablauf beteiligen und bei Entscheidungen mit einbeziehen.
In unserer familienergänzenden Einrichtung steht das Wohl des Kindes und seiner Eltern im Mittelpunkt. Den Schutz, die Geborgenheit, die Ermutigung und die Bestätigung, die Kinder von uns erhalten, helfen ihnen Selbstbewusstsein und –vertrauen zu entwickeln.
Mit Ritualen und einem geregelten und wiederkehrenden Tagesablauf bieten wir den Kindern Sicherheit und einen Rahmen, an denen sie sich orientieren können. Diese Struktur lässt immer Raum für individuelle Bedürfnisse der Kinder. Die Bezugsfachkraft erkennt durch gezielte Beobachtungen den Entwicklungsstand ihrer Kinder, sowie die individuellen Interessen. Mit diesem Wissen und im Austausch mit dem Team werden Angebote entwickelt. So schaffen wir durch pädagogische Angebote, der anregenden Gestaltung der Räumlichkeiten, der Bereitstellung vielfältiger Materialien und in einem sprachfördernden Klima Bildungsanlässe für die Kinder.
Teiloffene Arbeit
Wir arbeiten in unserem Haus nach dem teiloffenen Konzept.
Jedes Kind hat seinen festen Platz in seiner Stammgruppe. Diese legen wir bei der Aufnahme des Kindes fest und berücksichtigen dabei die Wünsche der Eltern. In den Stammgruppen treffen sich die Kinder zum täglichen Morgenkreis, zu den Mahlzeiten, zum Mittagsschlaf, in Projektwochen und an dem Gruppentag einmal in der Woche. Auch der Geburtstag des Kindes wird hier mit den vertrauten Krippenfreunden gefeiert. Das Krippenhausteam startet nach der Eingewöhnungszeit mit geplanten Angeboten, die sich an den Bedürfnissen und Interessen der Kinder orientieren. Im Tagesablauf bieten wir den Kindern gruppen- und etagenübergreifend die Möglichkeit ihren Ort zum Spielen und Lernen selbst zu wählen.
Die Mitarbeiter gestalten täglich die Angebotswand in den Fluren. Die pädagogischen Angebote werden mit kleinen Bildern sichtbar und für die Kinder verständlich gemacht. Die Wahl des Kindes für ein Angebot wird von einer Bezugsfachkraft intensiv und engmaschig begleitet. Wir evaluieren die Angebote regelmäßig und berücksichtigen dabei die Bedürfnisse der Kinder und die Rahmenbedingungen. Zu unseren Angeboten gehören u.a. die Nutzung der Bewegungshalle, Kochen und Backen, Jung und Alt und der Markttag.
Erziehungspartnerschaft
Für die Kinder sind die Eltern die ersten Bindungspersonen. Mit Eintritt in die Krippe kommen die pädagogischen Fachkräfte als bedeutungsvolle Dritte dazu. Das Krippenhaus definiert sich deshalb als familienergänzende und familienunterstützende Einrichtung zur Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder. Unsere Zusammenarbeit basiert auf drei Säulen: Vertrauen, Respekt und gemeinsame Ziele.
Das Gespräch mit den Eltern steht für uns im Mittelpunkt der Zusammenarbeit. Im Anamnesegespräch gehen die Bezugsfachkraft und die Eltern das erste Mal in den intensiven Austausch über das Kind. Neben Informationen über das Kind tauschen sich Eltern und pädagogische Fachkräfte über Erziehungsvorstellungen und individuelle Wünsche aus.
Mit dem Entwicklungsgespräch, um den Geburtstag des Kindes herum, schaffen wir einen weiteren Anlass, um sich gemeinsam mit den Eltern über die Entwicklung des Kindes auszutauschen und Ziele abzustimmen.
Wenn aus Sicht der pädagogischen Fachkräfte oder der Eltern weiterer Gesprächsbedarf besteht, können jederzeit zusätzliche Termine vereinbart werden. In der Bringe- bzw. Abholsituation entstehen tagtäglich Tür- und Angelgespräche. Sie dienen als Austausch von Informationen und sind Ausdruck unser lebendigen Kommunikationskultur.
Wir bieten den Eltern die Möglichkeit und Chance sich an unseren Elternabenden zu unterschiedlichsten Themen auszutauschen, beraten zu lassen, mitzuwirken und sich gegenseitig zu unterstützen. Im Herbst findet der erste Elternabend des Krippenjahres statt. Dort wählt jede Gruppe seine Elternvertreter*innen aus. Aus den Eltern-vertreter*innen aller drei städtischen Einrichtungen werden die Mitglieder des Kita-Beirats gewählt. Die Eltern haben dort die Möglichkeit sich aktiv an allen wesentlichen Entscheidungen zu beteiligen.
Bei Eintritt in die Krippe erstellte jede Bezugsfachkraft für jedes Kind ein individuelles Portfolio. Anhand von Fotogeschichten wird die Bildung und die Entwicklungs-fortschritte im Krippenalltag dokumentiert und für die Eltern sichtbar gemacht. Aber auch selbstgemalte Bilder, Basteleien und Liedtexte finden darin Platz. Dieses Buch begleitet das Kind während seiner gesamten Krippenzeit. Bei dem späteren Wechsel in die Kita Christiansfelde oder in die Mühlen-Kita wird das Bildungsbuch dann mitgenommen und von der neuen Bezugsfachkraft weitergeführt. Am Ende der Krippen- und Kindergartenzeit darf das Buch dann mit nach Hause genommen werden.
Partizipation
Am besten lernt der Mensch, wenn er in Prozesse eingebunden wird und dabei liebevolle Begleitung erfährt.
Unsere pädagogischen Fachkräfte sind gerade bei Krippenkindern sehr sensibel und besonders aufmerksam. Es wird genau auf die Äußerungen und Wünsche der Kinder geachtet, seien sie verbal, durch Körpersprache, Gestik oder Mimik. So kommen auch diejenigen, die noch nicht sprechen können, an vielen Entscheidungen des Alltags beteiligt werden. Besonders in den Bereichen Mahlzeiten, Schlafen, Anziehen, Körperpflege und pädagogische Angebote gibt es viele Möglichkeiten der Beteiligung. So bestimmen die Kinder selbst wer sie tröstet, wer sie wickelt, was sie essen, wie viel sie essen, welche Lieder sie singen und was sie heute vorhaben. So oft wie möglich werden die Kinder in Entscheidungen innerhalb des Krippenalltags altersentsprechend eingebunden.
Projekte und Angebote
Jung und Alt
Seit 2015 gibt es in Kooperation mit dem benachbarten Alten- und Pflegeheim unser Projekt „Jung und Alt“.
Menschen aller Generationen brauchen einander, lernen voneinander und profitieren von dem Miteinander. Die Begegnung zwischen den Generationen ist für die Kinder ebenso wichtig wie für die Senior*innen und stellt eine enorme Bereicherung dar. Die Kinder lernen verschiedene Einschränkungen von alten Menschen kennen und empfinden diese als ganz normal. Die Senior*innen erfreuen sich an der Unbeschwertheit der Kinder und finden Gefallen daran mitzumachen.
Alle zwei Wochen können die Krippenkinder das Angebot „Jung und Alt“ auswählen. Mit den Angebotspädagogen gehen die Kinder am Vormittag gemeinsam ins Alten- und Pflegeheim. Dort wird gemeinsam mit den Bewohner*innen ein großer Stuhlkreis gebildet um zu singen, zu tanzen und zu klatschen. Außerdem bringen wir aus dem Krippenhaus immer unterschiedliche Materialien mit, sodass die Kinder mit den Senior*innen gemeinsam malen, basteln, kneten, bauen oder spielen können. Dieses Projekt bereichert unsere Nachbar-schaft und das tägliche Aufeinandertreffen am Gartenzaun
Bewegung
Das Krippenhaus verfügt über ein großzügiges Außengelände, das auf die Bedürfnisse der Kinder altersgerecht zum Forschen, Spielen, Klettern und Toben angelegt ist. Wir gehen mit unseren Krippenkindern so oft wie möglich nach draußen. Unsere große Sandkiste bietet viel Platz zum kreativen Spielen. In den Sommermonaten spenden hier zwei große Sonnensegel Schatten. Der Kletterturm lädt auf unterschiedliche Weise zum Erobern ein. Zur Entspannung, eigene Grenzen erfahren und sich Herausforderungen zu stellen, laden zwei krippengerechte Schaukeln ein. Um den Gleichgewichtssinn zu fördern stehen den Kindern zwei Wipptiere zur Verfügung. Unser Sandspielzeug und die Fahrzeuge, zum Beispiel Dreiräder und Bobbycars, werden im angrenzenden Schuppen aufbewahrt.
Die städtische Bewegungshalle am Rande des Geländes vom benachbarten Alten- und Pflegeheimes steht dem Krippenhaus zwei Mal in der Woche und bei Bedarf zur Verfügung. Der Weg für die Bewegungsgruppen verläuft sicher durch den Garten des Altenheims.
Freispiel
In unserem Krippenalltag ist das Freispiel eine bewusst eingesetzte Methode. Diese Spielphase ist für die Entwicklung der Kinder von großer Bedeutung, denn unsere Kinder entdecken und begreifen die Welt nur durchs Spielen. Im Freispiel werden die sprachlichen, motorischen und kognitiven Fähigkeiten ausgebildet.
Wir bieten den Kindern die Möglichkeit, sich in der Spielphase frei zu entfalten. Das bedeutet, dass sie selbst entscheiden. „Mit wem möchte ich spielen? Womit möchte ich spielen? Wie lange möchte ich spielen?“
Ihr Kind lernt sich spielerisch einzubringen, kann neue Fertigkeiten entwickeln und Erlebtes aufarbeiten. Zusätzlich haben die Kinder Zeit, Beziehungen aufzubauen und Freundschaften zu schließen. Krippenkinder nutzen die freie Zeit auch, um die anderen Kinder zu beobachten oder nachzuahmen.
Unsere Kinder bekommen in dieser Zeit keine Vorgaben von unseren pädagogischen Fachkräften. Wir stellen den Kindern lediglich ein paar ausgewählte und altersentsprechende Spielmaterialien zur Verfügung. Daraus entwickeln sich die ersten Rollenspiele oder Bautätigkeiten.
Wir nutzen diese Phase zur gezielten Beobachtung, um später auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder besser eingehen zu können.
Zwei Mal in der Woche gehen die größeren Krippenkinder in unsere benachbarte Bewegungshalle. Die kleineren Krippenkinder nutzen dann den Bewegungsraum in der unteren Etage für Bewegungsangebote.
Eingewöhnung und Übergänge
Der Übergang vom Elternhaus in die Krippe ist häufig die erste tiefe Veränderung im Leben eines Kindes.
Über unsere Homepage, dem Kitaportal aber auch telefonisch oder per Mail kann Kontakt zur Leitung aufgenommen werden und einen Besichtigungstermin vereinbart werden. Nachdem standardisierten Aufnahmeverfahren erhalten die Familien unsere Willkommensmappe mit einer Einladung zu einem Aufnahmegespräch mit der Leitung, um alle Formalitäten zu klären. Vor dem Start der Eingewöhnung laden wir die neuen Familien zu einem Kennlernnachmittag ein. Der Nachmittag dient dem Kennlernen der Räumlichkeiten, der anderen zukünftigen Krippenkinder und pädagogischen Fachkräften.
Die neue Bezugsfachkraft lädt die Eltern danach zu einem Anamnesegespräch ein. Darin lernt sie das Kind, seine Familie und seine Lebenswelt kennen und stellt sich als Erziehungspartner*in vor.
Wir arbeiten im Krippenhaus in Anlehnung an das Berliner Eingewöhnungsmodel. Das pädagogische Team legt Wert auf eine vertrauensvolle und gute Eingewöhnung um den Grundstein für eine förderliche Bildungsarbeit zu legen. Die Eingewöhnung gilt als abgeschlossen, wenn das Kind eine tragfähige und vertrauensvolle Bindung zu seiner neuen Umgebung aufgebaut hat. Das Kind erhält dabei die Zeit die es braucht. In dieser Zeit ist ein intensiver Austausch mit der pädagogischen Fachkraft sehr wichtig. Die positive und sanfte Eingewöhnung in unserem Haus hilft den Kindern bei den folgenden Übergängen, wie zum Beispiel dem Übergang von der Krippe in die Kita.
Nach der Krippenzeit können unsere Kinder in die Kita Christiansfelde oder in die Mühlen-Kita wechseln. Dabei stehen wir den Eltern bei der Kita-/Gruppenwahl beratend zur Seite. Eine Anmeldung über das Kitaportal in den Wunschkitas ist dafür zwingend erforderlich und erfolgt nicht automatisch. Bei einem Wechsel in eine unserer städtischen Kitas füllt die bisherige Bezugsfachkraft einen Übergabebogen aus und leiten diesen an die neue Kita weiter. Im Frühjahr findet zwischen der bisherigen Bezugsfachkraft und der neuen Bezugsfachkraft ein Übergabegespräch statt. Außerdem nutzen die neuen Bezugsfachkräfte diesen Termin um ihr neues Kind in der gewohnten Krippengruppe kennenzulernen. Die Eingewöhnung in der Kita findet dann ähnlich wie in der Krippe statt. Auch für diesen Übergang sollten Sie einige Zeit einplanen, um Ihr Kind gut zu begleiten.